Die allerschönsten 27 km beim Wings for Life Worldrun in Wien 2019

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Letztes Jahr beim Wings For Life Worldrun

Wenn mich jemand letztes Jahr gefragt hatte, welcher Lauf denn mein Tollster bis jetzt war, dann musste ich nie lange überlegen, es war eindeutig der Wings For Life Worldrun 2018 in Wien. Und das hatte doch einige Gründe (Der Wings For Life Worldrun 2018 in Wien) und einer der vielen Gründe war auch sicherlich, dass nach einer langen Krankheitspause dieser Lauf den Startschuss für ein tolles Jahr gegeben und mir unglaubliches Selbstvertrauen geschenkt hatte. Und daher freute ich mich auch dieses Jahr wirklich extrem auf diesen Lauf, auch wenn das Wetter ziemlich konträr zum letzten Jahr werden sollte. Aber das Wetter kann man nicht verändern und man kann nur das Beste aus diesen Situationen machen. Und normalerweise liegen mir Regenläufe ja sowieso.

Das Wochenende davor hatte ich mit Günter beim Love Run in Wien meine zweitbeste 5km Bestzeit erreicht und zum anderen den Lauf in unserer Gruppe gewonnen.  Und dann auch noch in der Tombola gewonnen. Was für ein großartiger Tag und meine Zeit war viel besser, als ich sie erwartet hatte, weil mir ja allgemein die kürzeren Distanzen immer schwerer fallen. Aber ich hatte das dann doch mit Rico Keidel (https://leidenschaft-ist-talent.com/) verstärkt trainiert und ich war überglücklich, dass es doch langsam schon wieder Richtung PB hin ging.

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Letzte Trainingseinheit

Bis jetzt hat sich auch immer gezeigt, dass diese 5km Laufbewerbe mich extrem beflügeln und vor allem für die längeren Distanzen mir viel mitgeben und darauf wollte ich auch diesmal bauen. Und eine längere Distanz sollte der Wings for Life Worldrun diesmal wirklich für mich werden. Mein Minimalziel war die Halbmarathondistanz, jedoch spekulierte ich mit der 25km Marke. Aber wie so oft sind diese Dinge natürlich auch tagesabhängig. Und dann war es diesmal auch etwas schwerer, weil man schon eine höhere Pace bei den größeren Distanzen brauchen würde, als die Jahre zuvor, da das Catcher Car schneller werden würde.

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Shirt und Startnummer

Am Samstag habe ich traditionell schon mit meinen Kids meine Startnummer in der Universität Wien abgeholt. Letztes Jahr waren wir davor noch im Schönbrunner Zoo. Das mussten wir aufgrund des wirklich schon sehr unangenehmen Wetters auslassen. Und bei der Startnummernausgabe war wieder diese ganz spezielle Atmosphäre und ich wusste dass das wieder mein Tag werden würde.

Der Sonntag startete Im Cafe Hummel mit einem Frühstück gemeinsam mit Ines, Stefan und Patrick. Das Wetter draußen war wirklich, wie prognostiziert, ziemlich unangenehm, regenerisch und sehr sehr kalt. Wann packt man im Mai schon wieder seine Winterjacke aus *lach* .. aber bei 6 Grad war das absolut notwendig. Auch im Starbereich beim Rathausplatz zeigte sich einfach ein ganz anderes Bild als letztes Jahr, aber es waren trotzdem so viele Menschen gekommen und die Stimmung war auch dieses mal einfach unglaublich. Ich finde gerade bei diesem Lauf herrscht einfach immer so eine ausgelassene und positive Stimmung, die regelrecht

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Frühstück im Cafe Hummel

ansteckt.

Um 13:00 war Start und ich habe es gerade noch so knapp davor in den Starbereich geschafft. Da war ich schon ziemlich nass, aber ich wollte trotzdem auch wieder in kurz kurz laufen, denn bis jetzt gab es noch keinen Lauf wo ich über diese Entscheidung unglücklich war. Aber meine Regenjacke hab ich mir trotzdem sicherheitshalber mal angelassen (die sollte ich dann aber nach 2km schon abgelegen und mir umbinden).

Der Start war natürlich wieder recht gedrängt, allgemein die ersten Kilometer war es recht eng. aber das ist ja bei diesen Läufen immer so. Und ich mag es einfach gerne in der Stadt zu starten. Das hat immer etwas vom Vienna Night Run und ein großer Teil ist ja auch genau die Strecke, außer dass man dann eben zur linken Wienzeile abbiegt.  Letztes Jahr war es hier, wie auch beim Vienna City Marathon,

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Start beim Wings for Life World Run

ziemlich heiß und dieses Jahr war das wirklich gar kein Problem *lach*, also ging es hier sehr locker, allgemein merkte ich bei meinen Rundenzeiten, dass es mir an diesem Tag extrem leicht fiel und daher bin ich auch meine zweitschnellsten 5 und 10km Zeiten herausgelaufen. Das hat mich dann manchmal aber auch wieder erschrocken, weil ich natürlich etwas Angst hatte, dass ich dann den plötzlichen Einbruch haben würde.

In knapp 10km ist man wieder beim Startbereich vorbeigekommen und damit ist für mich der Lauf erst so richtig los gegangen, denn wenn alles gut gehen würde, hätte ich ja noch mehr als das Doppelte vor mir und damit auch die längste Distanz, die ich jemals gelaufen war. Also versuchte ich mich doch auch immer etwas zu zügeln und mich auch bei allen Wasserstationen mit ausreichend Trinken zu versorgen. Aber noch konnte ich meine Durchschnittspace von 4:45 ganz gut halten.

Auf der Strecke haben mich dann langsam auch immer mehr Leute angesprochen, ob mir denn in meinen Laufoutfit nicht kalt wäre. Und nein, auch das war diesmal die richtige Entscheidung, auch wenn das Wetter wirklich sehr unangenehm war, weil neben dem Dauerregen und der Kälte, auch ein ziemlich unangenehmer Wind dazu kam. Schade war das halt für die Veranstaltung selbst, weil verständlicherweise wesentlich weniger Leute auf der Strecke waren. Aber den Spirit des Laufes konnte man auch diesmal wieder deutlich spüren .. alle laufen für die, die es eben nicht können. Also wurden immer abwechselnd Rollstuhlfahrer angeschoben und Screenshot_20190510-134622_Connectzusammengehalten. Das ist es was ich an diesem Lauf so liebe, hier gibt es dieses gegeneinander nicht, hier wird wirklich jeder einzelne angefeuert.

Bei Km 18 wurde ich langsam schon etwas sentimental, schließlich war hier der Punkt wo ich letztes Jahr aufhören musste und diesmal war ich vom aufhören noch etwas weiter entfernt, vor allem wo ich zu dem Zeitpunkt noch eine Weile mit den 30km Pacemakern mitgelaufen war. Jedoch war mir schon bewusst, dass ich dieses Tempo wohl keine 30km halten würde können.

Wie wir schließlich in den Prater gekommen sind, dachte ich mir, dass es aufgrund der Bäume vom Regen besser werden würde, aber weit gefehlt. Durch den Wind wurden die Tropfen nur dicker und somit fast noch unangenehmer. Aber dann kam endlich meine magische 21,1 km Grenze .. Halbmarathon und das in meiner zweitbesten Zeit in 1:41:20. Da war ich selber ziemlich überrascht und auch überglücklich, dass es so gut ging.  Jetzt ging es darum meine absolute Traumgrenze – die 25km Marke zu erreichen.

Hier merkte ich dann aber auch, dass für mich die Luft etwas draußen war und ich habe hier mal sicherlich einen Kilometer gebraucht, um mich wieder zu sammeln. Da bin ich dann doch mit einer deutlichen 5er Pace gelaufen. Aber dann ging es plötzlich wieder besser und dann kam wirklich meine magische 25km Grenze und ich war schon langsam etwas gerührt, dass ich das tatsächlich geschafft hatte. Aber noch war kein Ende in Sicht, auch wenn ich langsam durch die viele Nässe bedingt schon leichte Krämpfe in meinen Füßen spürte.

Km 26 ging dann plötzlich noch ganz gut, obwohl ich nicht mehr so viel Motivation hatte und vom Catcher Car war noch immer keine Spur. Und dann kam ich langsam genau zu dem Punkt, wo ich wenige Wochen zuvor den Vienna City Halbmarathon gestartet hatte. Ja und diese Reichsbrücke hat mir nochmal alles abverlangt. Abgesehen davon, dass mir auch meine Beine langsam etwas weh taten, ging es hier doch mal wieder ein Stück bergauf und das mit massiven Gegenwind. Das war wirklich wirklich schwer dann schon zu diesem Zeitpunkt.  Ich war hier immer wieder an dem Punkt, wo ich einfach aufhören wollte und bin sogar dazwischen einmal kurz gegangen. Doch ich habe 20190505_151824.jpgmir gut zugeredet und mir gedacht, „Jetzt bist du schon so weit gekommen, jetzt wirst du hier nicht aufhören.“ und somit hab ich nochmal meine letzten Kräfte mobilisiert und bin über diese Reichsbrücke drüber.  Ich musste hier auch immer wieder an Stefans Worte vorher denken, der gemeint hatte, dass die Läufer die nicht regelmäßig bei längeren Läufen essen, dann die „Zuckertoten“ wären, weil sie plötzlich keine Kraft mehr haben. Und ja genauso ging es mir und bereute es schon etwas, dass ich das nicht doch gemacht hatte. Aber jetzt nutzte es nichts mehr und so musste ich da jetzt durch.

Und dann kam sie – die nächste Marke – Km 27. Hier war ich dann schon fast fassungslos, dass ich wirklich so weit gelaufen war, aber der Wunsch aufzuhören wurde auch immer stärker. Aber genau in diesem Moment kamen langsam die ersten Motorräder an mir vorbei, die mir schon signalisierten, dass das Catcher Car nicht mehr weit weg sein konnte. Kurzzeitig kam noch etwas Kampfgeist in mir hoch, ob ich nicht doch noch schnell versuchen sollte auf die 28km zu gehen, aber diesen Plan habe ich recht schnell verworfen und es wäre sich auch nicht mehr ausgegangen.

Das Catcher Car kam schließlich bei mir vorbei und ich war wirklich überglücklich, dass ich endlich aufhören konnte. Ich habe noch kurz gewunken und habe mich gleich auf den Rückweg zur 27km Marke gemacht, um  hier noch ein Erinnerungsfoto zu machen.

Plötzlich realisierte ich es, ich bin 27km gelaufen und das in einer Zeit, die ich mir IMG_2019-05-05_21-35-57nie zugetraut hätte. Und es ging bis auf wenige Momente wirklich leicht und gut. Und plötzlich waren sie da, die totalen Emotionen. Ich war so gerührt und stolz und genau das ist es was das Laufen für mich ausmacht, diese extremen Glücksgefühle.

Und mir war eines klar, dass ich diesen Tag wieder nicht so schnell vergessen würde können. Dieser Tag, an dem ich meine längste Distanz so komplett ohne Training dafür gelaufen war und wo ich es geschafft hatte mich selbst zu überraschen.

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Meine Urkunde – in Wien wurde ich in meiner Altersklasse sogar 15.

 

 

 


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