Meine hart erkämpfte Bestzeit beim Wachau Halbmarathon

Nun ist der Wachau Halbmarathon schon wieder eine Weile vorbei und ich habe eine

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Letztes Jahr war es einfach nur schön in der Wachau

Zeit gebraucht, um darüber schreiben zu wollen und auch zu können. Zum einen ist momentan einfach zu viel zu tun, auf der anderen Seite habe ich zu diesem Lauf auch etwas Abstand gebraucht. 

Letztes Jahr hatte ich meinen allerersten Halbmarathon in der Wachau und ach was war ich glücklich danach. Ich hatte diesen Lauf mit einigen Reserven zu Ende bringen können und war unglaublich stolz auf meine Zeit, die ich so nicht erwartet hätte und der Lauf selbst war einfach wundervoll und ich habe jede Sekunde genossen. Dementsprechend bin ich natürlich auch dieses Jahr mit einer großen Erwartungshaltung hineingegangen und wollte gerade hier unbedingt auch eine weitere Bestzeit auf der Halbmarathondistanz laufen.

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Tempolauf hat super funktioniert

Wochen vorher war ich jedoch schon etwas im Zweifel, weil ja der Vienna Night Run, auf dem ich auch gerne meine 5km Bestzeit schaffen wollte, nur 2 Tage später stattfinden sollte. Also was machen, beide voll laufen und schauen was passiert? Taktieren, den Halbmarathon eher gemütlich laufen, denn schließlich hatte ich mit Kärnten schon eine neue Bestzeit? Alles Fragen über Fragen, wo ich mich schlussendlich für beide und voll entschieden hatte. Das Training lief ja auch ausgezeichnet, und ich konnte meinen bis dato längsten Trainingstempolauf in einer erfolgversprechenden Zeit absolvieren.

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Letzter Trainingslauf lief nicht …

Doch dann ist plötzlich etwas ein paar Tage vor dem Halbmarathon passiert, ich fühlte mich einfach nicht gut. Ich war nicht wirklich krank, aber ich spürte, dass da etwas nicht so 100% in Ordnung war. Mein letzter Trainingslauf hat das auch gleich bestätigt, mein Puls war ausgesprochen mies und auch sonst ist mir alles extrem schwer gefallen. Aber ich wollte positiv bleiben, mich einfach bis Sonntag viel schonen, eine Menge Tee trinken, viel schlafen und hoffen dass alles wieder vergehen würde. Die Wettervorhersage für die Wachau war natürlich wieder mal alles andere als gut – Wetterumschwung mit Regen. Eigentlich logisch, ich kann mich an noch keinen Halbmarathon erinnen, wenn ich das gleich als kleine Urlaubsreise verbunden hatte, an dem es nicht kalt war und geregnet hätte.

Aber ich bin dann trotzdem voller Zuversicht am Samstag nach Krems gefahren, um in meinem Hotel einzuchecken und natürlich meine Startunterlagen abzuholen. Das ist dann der Moment, an dem alles so real wird und langsam die Vorfreude beginnt.

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Fertig für den Lauf

Das war mein bis dato schönster Lauf und ich wollte das unbedingt so wiederholen. Ich bin dann noch ein bisschen die Donau entlang spaziert und habe dann im Hotel angelangt mit der Vorbereitung für den nächsten Tag begonnen.

Renntag – und ich bin eigentlich recht optimistisch aufgewacht, habe ganz gut gefrühstückt und mich dann fertig gemacht um mich mit Markus und Andi (mein Feistritztallauf-Team) in einem Cafe zu treffen. Natürlich war das mit dem Parkplatz finden nicht so leicht, ich habe dann aber doch noch einen in der Nähe des Ziels gefunden. Wie immer zu spät, ist sich aber ein Tee zumindest ausgegangen und dann haben wir uns schon zu den Bussen aufgemacht. Das Wetter war wirklich nicht sehr berauschend, aber es hätte auch wie in Kärnten sein können und somit ununterbrochen regnen und zumindest war es in dem Moment trocken.

Der Halbmarathonstart ist in Spitz und hier hat, wie immer, alles ganz gut funktioniert – den Kleidersack abgegeben, habe ich mir mit Markus diesmal noch schnell einen

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Markus und ich beim Start

guten Platz weiter vorne gesichert, um nicht wieder, wie in Kärnten, so viele Leute überholen zu müssen.

Dann war Start und Markus und ich sind die erste Zeit mal gemeinsam gelaufen und natürlich wieder um einiges zu schnell gestartet (mein übliches Problem). Doch schon nach 2-3 km hab ich gemerkt, dass das heute ziemlich schwer wird und habe damit Markus ziehen lassen, weil ich wusste, dass ich dieses Tempo heute nicht halten werde können. Bis 10km ging es sogar noch irgendwie, so gut sogar, dass ich eine neuerliche Bestzeit auf die 10km aufstellen konnte, doch genau hier kam der Tunnel und ich habe in diesem Tunnel immer Probleme. So richtig kann ich es gar nicht begründen, außer dass ich das Gefühl hatte ich würde ersticken und ab dann ging nichts mehr. Der U-Turn war nur noch die Hölle für mich, hier habe ich auch die Trinkstation komplett versemmelt und musste gleich 2x stehen bleiben, um überhaupt trinken zu können. Und dann ging alles noch schlechter und meine Zeiten gingen kontinuierlich bergab.

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Immer die Kontrolle auf der Uhr – es lief nicht ….

Von km 13 bis km 17 wollte ich jeden Kilometer aufhören und bin teilweise nur noch mit einer 5er Pace herum gelaufen. Aber immer wenn ich aufhören wollte, hab ich mich selbst versucht zu motivieren und mir zu sagen, dass ich es einfach nochmal ein bisschen langsamer versuchen sollte und dann weiterschaue. Aufgeben sollte die letzte Option sein, obwohl es mir wirklich wirklich schlecht ging. Ich kann wohl ohne Übertreibung sagen, dass das mein härtester Kampf bis jetzt war. Ich habe gelitten, wollte nicht mehr und alles ist mir einfach nur noch schwer gefallen. Dann kam hinzu, dass ich mich für falsche Socken entschieden, die Schuhe auch schlecht geschnürt und die Reibung schon ab km 8 eine schöne Blase erzeugt hatte. Und diese tat nun zusätzlich weh. Das war einfach wirklich nicht mein Tag.

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Von der schönen Umgebung habe ich diesmal nicht so viel mitbekommen

Und dann plötzlich ging es wieder, ich dachte mir, jetzt bist du schon so weit gekommen, jetzt gibst du nochmal alles bis zum Ziel, völlig egal was für eine Zeit dabei rausschaut und genau so ging es auch. Also wieder Tempo erhöht, eigentlich bei der wirklich bösen Stelle, wo man vom Ziel ja wieder weg läuft. Die letzte Gerade zum Ziel kam es dann wieder zurück – das Gefühl, die Gänsehaut, der Wunsch einfach jetzt ins Ziel zu sprinten.  Und die Zeitanzeige, die noch unter 1.45 anzeigte und so dachte ich mir: „Unter diesen 1:45 bleibe ich jetzt noch und wenn es das Letzte ist was ich heute noch mache.“ Also habe ich die Geschwindigkeit nochmals auf 3:59 pace erhöht und bin mit einer neuen Bestzeit ins Ziel gesprintet – 1:44:20 – zwar nur knapp aber doch. 

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Endlich ins Ziel ….
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Dann doch ein bisschen ein Lächeln …

Im Ziel hatte ich einmal das Gefühl dass mein Kreislauf völlig wegbricht und ich war einfach nur erschöpft. Hier hat mich gleich Markus in Empfang genommen, der eine super Zeit hingelegt hatte und auch Andi hat mit 1:43 eine neue Bestzeit aufgestellt. Ich war in dem Moment einfach nur froh, dass es vorbei war und konnte mich auch über die Bestzeit kein bisschen freuen. Es war in meinen Augen nur eine Qual und so wollte ich die Wachau einfach nicht erleben.

Im Ziel habe ich dann noch meine 2 Spartan Race Partner aus Oberndorf getroffen – Ines und Daniel und mit ihnen ein bisschen getratscht. Bei meinem  Auto angekommen bemerkte ich, dass ich genau beim Zieleinlauf des Marathons stehe und somit auch nicht wegkommen würde. Zum Glück konnte ich Markus  noch erreichen, der mein großer Retter in der Not war und mich sowohl zum Hotel zum auschecken, als dann auch mit meinem Gepäck in die Nähe von meinem Auto gebracht hatte. Ohne ihn wäre ich wirklich verloren gewesen – vielen Dank dafür.

Um 16 Uhr konnte ich dann endlich auch nach Hause fahren, aber so habe ich noch den letzten Marathon Läufer ins Ziel kommen sehen.

Jetzt mit etwas Abstand bin ich auf meine Leistung sehr sehr stolz, vielleicht sogar mehr als auf die Bestzeit in Kärnten und zwar aus dem Grund, weil es hier schlecht lief und ich trotzdem gekämpft hatte. Ich habe nicht aufgegeben und dass trotz aller Probleme so eine Zeit dabei heraus gekommen ist, ist eigentlich schon beachtlich. Aber mir ist noch nie etwas so schwer gefallen, wie an diesem Tag und ich habe nächstes Jahr auf alle Fälle eine Rechnung mit der Wachau offen.

Und der Vienna Night Run? Soviel sei verraten – auch hier wurde es eine neue Bestzeit … doch das ist eine eigene Geschichte ….

Jetzt einmal volle Konzentration auf meinen letzten Halbmarathon – den Feistritztallauf!

 

 

 


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